Luzern
Internierte im Bahnhof Luzern
Im ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) wurden auch an zahlreichen Orten in Nidwalden internierte Kriegsgefangene betreut.
Schon wenige Tage nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges fragte im August 1914 die Deutsche Reichspost die Schweiz an, ob die Schweizer Post die Vermittlung der Postsendungen für die in deutsche
Kriegsgefangenschaft geratenen französischen Soldaten übernehmen könne.
Humanitäre Aufgabe
In der Folge übernahm die Schweiz für alle damals in Krieg stehenden Länder der Entente und der Zentralmächte, das heisst für
Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn und Italien den Postdienst der in Schweiz hospitalisierten , kranken oder verwundeten ausländischen Kriegsgefangenen. Hinzu kam ab 1916 immer mehr
Internierte, zum grossen Teil kriegsgefangene Deutsche, Franzosen, Belgier und Engländer, die aus Lagern der Nachbarländer in die Schweiz entflohen waren. Gemäss Haager Abkommen von 1907 und dem
Weltpostvertrag steht den Kriegsgefangenen das Recht zu, Briefe und Pakete portofrei in ihre Heimat zu befördern.
Wachsender Postverkehr
Der stetig wachsende Postverkehr führte dazu, dass die Zivilpost rasch überfordert war, sodass eine besondere Formation der Feldpost
mit dieser heiklen Aufgabe betraut werden musste. Sie führte eine zentrale Kartei mit den Standorten der Internierten. In enger Zusammenarbeit mit dem IKRK in Genf übernahm die Schweiz im Verlaufe
des vierjährigen Krieges auch die Vermittlung der Post im Transit durch die Schweiz für Kriegsgefangenen verschiedener Nationen, die zu Hunderttausenden in den jeweiligen Feindstaaten lebten. In
Basel wurden täglich ganze Wagenladungen mit Interniertenpost für Frankfurt am Main und Pontarlier abgefertigt. 1918, im letzten Kriegsjahr, wurden über 200 Millionen Postsendungen (Briefe und
Pakete) von der Schweiz weitergeleitet oder umgeleitet, wohlverstanden portofrei.
Gastro Nidwaldner
Auch Nidwalden beteiligte sich an der Betreuung der Kriegsgefangenen und Internierten. Im Nidwaldner Staatsarchiv gibt ein vergilbtes
dreibändiges Werk "L'internement en Suisse des prisonniers de guerre" von Major Edouard Favre Einblick in diese Zeit. Die Deutschen wurden vorwiegend in der Deutschschweiz, die Franzosen, Belgier und
Engländer vorwiegend in der Westschweiz in leer stehenden Hotels untergebracht. Im Januar 1917 waren es circa 28 000 Internierte, wovon 5000 in der Innerschweiz. Im erwähnten Werk von Edouard Favre
sind - quasi als historischer Beweis für die vielbesungene "Gastro Nidwalden" - die Gemeinden und Hotels in Nidwalden aufgelistet, die während längerer Zeit zahlreiche Internierte betreuten (in
Klammern die Anzahl Einquartierte)
- Stansstad (47 Deutsche) im Hotel Freienhof
- Bürgenstock (87) im Park-Hotel und im Hotel Honegg
- Hergiswil (85) im Hotel Pilatus und Alpenblick
- Beckenried (143) in verschiedenen Hotels
- Buochs (115) im Hotel Rigiblick und Krone
- Stans (37) auf dem Stanserhorn und im Kantonsspital
- Wolfenschiessen (175) u.a. im Hotel Eintracht
In Stansstad bestanden zudem Werkstätten für Schreiner, Schlosser und Schuhmacher für deutsche Internierte.
Philatelistische Zeitdokumente
Zwei von Nidwaldner Philatelisten an einer Auktion erworbene philatelistische Zeitdokumente belegen die grosse humanitäre
Leistung, die die Schweiz und die Schweizer Post im Ersten Weltkrieg erbracht haben: Der Brief eines im Hotel Freienhof, Stansstad, internierten Deutschen nach Luzern mit rückseitigem Datumstempel
vom 19.V.1916
sowie eine Postkarte aus dem Jahr 1916 mit vier verschiedenen kriegsinternierten Postordonnanzen (ein Franzose, ein Schweizer, ein Deutscher und ein Engländer) bei der "friedlichen" Postauswechslung
in Luzern.